1. März 2007

Warum wird man beim Friseur zum reden genötigt?

Ich bin ein männlicher Mensch und damit von Natur aus schweigsamer als meine weiblichen Zeitgenossen. Nirgendwo lässt sich das besser nachweisen als bei einem Friseurbesuch. Der Unterschied fängt schon bei der Grundeinstellung an: Mann möchte sich nur schnell die Haare schneiden lassen, für Frauen ist es ein Event. Und dann kommt das unvermeidliche, man soll mit der Friseuse reden, auch wenn man es nicht will. Warum also wird man beim Friseur zum reden genötigt?

Ich weiß doch wie das Wetter ist und es ist mir eigentlich egal. Also warum muss ich darüber mit einer mir unbekannten Frau reden? Wie oft schon habe ich gehört, dass ich vorne und hinten zwei „reizende“ Wirbel habe, die sich nicht bändigen lassen. Und wie oft wurde ich schon, und das gar nicht dezent, darauf hingewiesen, dass „wir“ ja auch schon recht viele graue Haare haben – und das will ich nun ganz sicher am allerwenigsten hören! Ich will eigentlich gar nichts hören, ich will nur eine Dienstleistung und die heißt Haareschneiden, trocken, alles kürzer. Aber nein, immer wieder wird ein Versuch unternommen mich in ein Gespräch zu verwickeln. So leicht lasse ich mich dazu aber nicht verführen und bleibe hartnäckig bei kurzen „Jas“ und barschen „Neins“. Manchmal hilft es und manchmal nicht. Nicht zu reden bedeutet ja nicht, dass man kein Trinkgeld gibt. Nein, es hat eher einen anderen Grund. Ich höre gern den anderen Gesprächen zu, wenn ich sie denn unterscheiden kann.

Und was man da, von den Frauen ringsumher zu hören bekommt, von dem sie nicht wissen, dass man es hört, ist mitunter schon atemberaubend und an Themenvielfalt kaum zu überbieten. Darum gehe ich eigentlich gern zum Friseur und wünschte manchmal ich hätte längere Haare, weil es dann länger dauert und damit ich noch mehr vom „Wetter“ der anderen zu hören bekomme. Ich will eben nur nicht zum reden genötigt werden.