5. April 2007

Wer rettet mich vor Knut?

Jetzt ist es soweit: Knut erobert das Internet! Auf fast jeder Seite taucht entweder ein Bild von ihm auf, eines seiner Artgenossen, oder es steht ein Artikel über ihn drin. Ich kann es bald nicht mehr sehen, obwohl ich nichts gegen Tiere habe, aber: Wer nur rettet mich vor Knut?

Hat denn die Welt noch nie einen kleinen Eisbären gesehen? Es gibt doch so viele Tierdokumentationen über Eisbären, in denen auch Babyeisbären zu sehen sind. Reicht das nicht? Muss ganz Deutschland nach Berlin pilgern um sich Knut anzusehen? Ja, für den Berliner Zoo ist das natürlich eine gute PR-Maßnahme: Einnahmen bis zum Abwinken, Kinder die wiederkommen wenn sie größer sind und Eisverkäufer die sich die Hände reiben. All die anderen Tiere interessieren keinen und ganz nebenbei stirbt ein Pandabär und keiner nimmt es wirklich zur Kenntnis. Gäbe es Knut nicht, würde vermutlich ein Kondolenzbuch im Zoo ausliegen. Aber so? Nur Knut. Und jetzt auch flächendeckend im Internet. Grade eben erschien eine Anzeige der Berliner GASAG auf meinem Bildschirm: mit einem Eisbären. Hoffentlich wächst Knut schneller als erwartet, denn dann ist er endlich ein ganz normaler Eisbär, läuft den ganzen Tag in seinem Gehege hin und her, wackelt mit dem Kopf, wird verhaltensgestört und interessiert keinen Menschen mehr – ist ja nur ein Eisbär. Aber noch ist es Knut.

Wenn man sich aber die Folgen ansieht, kann das schon ein Grund zur Besorgnis sein. Vielleicht setzen die Zoos in Zukunft nur noch auf kleine, kuschlige Tierbabys und gaukeln uns eine heile Tierwelt vor? Alles wird gut mit Knut! Wenn Sie also nach Berlin fahren: nicht nur Knut ansehen, sondern auch die anderen Tiere im Zoo und vor allem: auch mal hinter die Kulissen schauen, denn so ein Zoo ist nicht die Wirklichkeit!