Gedichte 1995 - Auf Mitleidstour




ÜBER BRÜCKEN

Alles, was ich einst besessen,
geht mit dir den Bach hinunter.
Und der Weg ist kurz und ohne Gnade,
ohne ein Ziel am Ende ist er nicht.

Mit dem kühlen, klaren Wasser
wäscht du deine Hände in Unschuld.
Spülst dir ab die Last, die dich bedrängt,
fühlst dich frei und nicht mehr eingeengt.

Und so geh ich langsam unter,
begreif, daß ich nicht schwimmen kann.
Doch du gehst über Brücken weiter
und kommst wieder - irgendwann.

aber noch ist der weg nicht frei

noch liegt eis auf dem see
die winde stürmen noch im kopf
und das herz tut mir weh

noch ist der weg zu dir
mit steinen besät
doch ich gehe weiter
hab so lange dich verschmäht

und ich werde dich finden
ist der weg auch noch weit
dann werden wir fliehen
zu zweit in die ewigkeit


doch als deine worte mir dann sagten

es gibt nichts was dich noch hält
da war es als wenn ein dutzend
schwerer steine auf mich runterfällt

MIT DIR
 
Ich trage das Leuchten deiner Augen
in meine Erinnerung
und die Wärme deiner Hände
schütte ich in meine Träume.

Das Lachen deines Mundes
stecke ich tief in meine Seele
und jedes deiner Worte
nagle ich in meinen Kopf.

Das Zittern deines Körpers
versenke ich in meine Wünsche
und jeden Atemzug von dir
atme ich mit dir ein.

KOMM.
 
Komm,
hab mich lieb.
Und geh mit mir barfuß
durch unsere Träume.
Halte meine Hand
fester als jemals zuvor.

Nichts kann uns daran hindern
früher in den Träumen zu sein,
als unsere Phantasie.

Komm,
schlafe mit mir.
Schweig mit mir
durch die Dunkelheit
und halte mich fester
als jemals zuvor .

Komm.

TIGER

in eine ohnmacht fallen.
wehrlos sein.
den boden unter den füßen verlieren.
kopfüber hinein.
sich an deinen krallen bluten.
deine mähne wild zerzaust.
ohne ziel und ohne ende.
tagtraum ausgelebt.
atemlos und willensstark.
und dann noch dieser blick.
immer und immer wieder.
abstürzen und aufgefangen werden.
immer auf dem sprung.
das ganze fell gestriegelt.
deine hände überall.
himmel und hölle.
weder hier noch da - überall.
und immer immer wieder.
dieser blick und diese küsse.

tiger,
wenn du da bist
werde ich zum opfer.

und die finger rückten näher

schoben sich über unsere knie
aufeinander zu
und als unsere finger sich berührten
da war es als wenn

ich in dir einen kleinen vogel spüre
der die flügel ausbreitet
um sich
auf den weg zu machen
auf die reise in uns

so hielten wir die finger
und spürten jeden flügelschlag
länger

IST WIE
 
ein schritt auf dich zu
ist wie überwindung zum sprung

ein wort in dein ohr
ist wie fliegen ohne flügel

ein blick in deine augen
ist wie sehen ohne licht

eine berührung deiner haut
ist wie lesen ohne buchstaben

ein kuß auf deinen mund
ist wie vergessen ohne kopf

liebe mit dir
macht kopflos

OHNE WORTE
 
ich drehe das halbleere weinglas in meiner hand
und studiere die windungen
deines lippenstiftabdruckes
deiner lippen
wie kompliziert sie sind

ich sehe dir in die augen
wie sie leuchten im kerzenlicht
so hell und klar

ich trinke von deinen lippen den wein
und küsse deinen roten mund
lecke mir den erdbeergeschmack  von den lippen
ich finde dich einfach schön

Nimm mich mit auf deine Reise

Laß mich nicht zurück.
Ich werde immer dich begleiten.
Schenk mir Liebe, sei mein Glück.

in der eh schon kalten flasche

spiegelt sich dein traumgesicht
und das etikett geht eigene wege
schwimmt im wasser auf und ab
selbst der korken ist nicht dicht
und die kerze brennt sich schnell nieder

aber wir trinken auf die liebe
auf das glück und auf uns zwei
und als dann der grund erreicht ist
fühlen wir beide uns frei
da ist es als ob du leicht bist

und wir halten unsere hände
eng umschlungen am kamin
flackert das feuer das uns wärmt
und unsere augen singen ein leises lied
für dich und für mich

gib mir wärme

gib mir hoffnung
gib mir nähe
gib mir zuversicht
gib mir geborgenheit
gib mir stille
gib mir traurigkeit
gib mir tränen
gib mir lachen
gib mir hände
gib mir augen
gib mir alles
und nimm alles zurück

JEDES
 
Jeder Schritt den ich geh,
jedes Wort das ich sag.
Jede Stunde die ich ruh,
jedes Bild das ich mag.
Jedes Gefühl das ich fühle,
jede Hand die ich halt.
Jede Erinnerung in der ich wühle.
Jeden Weg muß ich zu dir gehen.

DIE ERSTE LIEBE

ist wie der
federleichte flug
eines noch j ungen
zitronenfalters
der jetzt noch nicht
damit rechnet
jeden moment
gegen die
front(schutz)scheibe
eines autos
zu knallen

Und ich sehne mich nach deinem Lachen,

und zurück zu deiner weichen Haut.
Ach, und deine braune Löwenmähne
hat mir den Verstand geraubt.


IN DEINEN HÄNDEN
 
war ich nur eine Prise Salz,
die du zwischen den Fingerspitzen zerrieben hast.
Du hast mich in dein Leben gestreut,
wie in ein Essen, das zu fade ist.
Das Salz eingerührt und aufgelöst.
Aber es will und will nicht schmecken.

Doch nun bin ich, die Prise Salz, verbraucht,
und du nimmst dir die nächste Prise
aus der Dose Leben -
zum Nachwürzen.

Blauer Mond

und rote Felder.
Schwarze Haare,
wilder Mohn.
All die Tage die wir liebten,
sind nun nichts als blanker Hohn.

als ich das erstemal merkte,

daß dieser tag nicht verloren war,
da war ich schon beim frühstück.
du standest im bad und suchtest
deine haarklemmen.
ich hörte das wasser der dusche rauschen,
und aus dem radio quollen verschmolzene klänge.
die vögel setzten sich aufs fensterbrett
und erinnerten mich an die letzte nacht...
du suchtest immer noch deine haarklemmen,
und ich zündete mir die erste zigarette an,
goß kaffee nach und wünschte mich zu dir.
daß du immer so lange brauchst im bad.
ich bin schon nach zehn minuten fertig.
und so fühle ich mich auch den ganzen tag.
du kommst aus dem bad
und setzt dich an den gedeckten tisch.
der honig tropft dir vom toast.
der duft des kaffees steigt dir zu kopf,
und du lachst und lachst und lachst.
wie kann man so früh am morgen schon so
ausgelassen sein?
und ich merkte, daß tage, die so beginnen,
nicht vergessen werden,
weil sie nicht verloren sind.
ich räume das geschirr zusammen und wir
brechen beide auf in den tag,
der nun vor uns liegt.
und wir freuen uns auf den abend,
der uns wieder zusammenführt.
münder berühren sich,
die tür klappt ins schloß,
und ich weiß,
es war ein guter morgen.

Die verhangenen Fenster

mit ihren Spinnweben in den Ecken
erzählen ihre Geschichten
von der Zeit, als wäre es
das selbstverständlichste der Welt.
Keiner,der von Arbeit träumte,
läßt sich blicken in diesem Haus
der Ernüchterung.
Die verhangenen Fenster öffnen sich
zu einem Buch mit Bildern zwischen den Zeilen
und Kapiteln in Form der Kontinente.
Die Erde erbebt und Buchstaben fallen aus den Wolken
wie Schiffe, die als Wrack Goldschätze in sich bergen.
Auf den Treppen zum Boden
stehen alte Bekannte und reichen die Hände sich
zu einem Tanz ohne Noten, ohne Musik.
Ihr Lachen klingt wie die Salve aus einem LMG.
Und in ihren Augen ist nichts als unendlicher Tod.
Die, die am Gebälk hängen, sehnen sich
nach Trittbrettern am Bahnsteig der Zeit
und springen auf den Zug ohne zu wissen,
wohin es geht.
Die verhangenen Fenster
im Haus,das Leben birgt und bricht,
erzählen ihre Geschichten
als seien sie die Zeit selbst,
als sei es das selbstverständlichste der Welt.

OHNE MICH

Jetzt geht das Leben durch die Tür
und mit dem Schloß fällt
Ruhe in meine Augen.
Meine Blicke wandern zu den Bildern,
Wünsche regen sich in mir.
Mit dem Leben gingst auch du,
und nur das vergessene Kleenex unterm Kissen
zeugt von deinem Dagewesensein.

Dein Geruch vermischt sich mit dem Rauch,
der kalt in der Luft liegt.
Meine Gedanken steigen in das Erdgeschoss hinab.
Dein Foto in den Händen streiche ich
über dein Gesicht.
Tränen fallen in das Blau deiner Augen,

die du jetzt irgendwo ohne mich schließt
und ohne mich deine Träume in die Nacht sendest.
Ohne mich.

ERSTER KLASSE ABTEIL

Die Bahnschranke ist in der Mitte,
an zwei dichtbeieinander liegenden Stellen,
leicht eingedrückt.
So, als hätte ein Hubschrauber
bei Tiefflugübungen über Nordirland
diese leicht gestreift,
und dabei nicht einmal Treibstoff verloren.

Der Wald hinter dem Bahndamm
mit der leicht eingedrückten Bahnschranke
liegt kalt und dunkel im Abseits,
als hätte er die Geheimnisse ungezählter Verbrechen
auf dem Gewissen.

Aus dem Zugabteilfenster der Ersten Klasse
winken junge Mädchen dem Bahnwärter zu
und ahnen nichts davon, daß er weiß um
die Geheimnisse des Waldes und der
in der Mitte leicht eingedrückten Bahnschranke.

Und ihr Winken verliert sich in der Ferne.
Der Bahnwärter steckt sich eine Filterlose an,
lehnt sich zurück und lächelt.
Er weiß um die Geheimnisse und die
in der Mitte leicht eingedrückte Bahnschranke.

KEINEN SCHMERZ

die scherben auf dem boden
zerschneiden meine füße bei jedem schritt
das blut umfließt meinen standpunkt
und der horizont
ist nur noch das ende der sicht

die segelschiffe die ausliefen
aus dem hafen der hoffnung
haben ihre segel eingeholt
und lassen sich treiben auf der ruhigen see
sie werfen weder anker
noch halten sie kurs
warten auf den nächsten sturm

und am strand fallen die kokosnüsse
aus den palmenwolken
ich liege in ihrem schatten
meine füße bluten von den schritten
auf dem weg von dir
und in mir entleert sich alles zu einsicht
ich zerbreche
und spüre keinen schmerz

aber die segelschiffe treiben weiter
ziellos auf dem meer
wartend auf den nächsten sturm

GEWÖHNUNGSSACHE: LEBEN
 
ich breite meine arme aus
um flügel zu bekommen

ich atme die verdreckte luft ein
um an der unendlichkeit der welt
zu schnuppern

ich spucke das salzwasser aus
weil ich an deine zunge gewöhnt war

ANGST IN DIR

Wenn sie aufwacht, mit Tränen im Blick,
die Erinnerung sie einholt in der Dunkelheit.
Wenn ihr Zittern stumm nach Hilfe ruft,
dann ist ihr Blick so starr vor Ängstlichkeit.

Und wenn sein Streicheln sie nicht tröstet,
seine Worte völlig sinnlos bleiben,
wenn die Berührungen seiner Hände
sie immer weiter von ihm treiben.

Dann ist er ganz einfach hilflos,
weil er ihr nicht helfen kann
und ihre viele schlechten Träume
viel zu gut verstehen kann.

Doch sie ist viel mehr als Alptraum,
diese Angst die in ihr liegt
und sie will sich so gern fühlen,
wie ein Vogel der frei fliegt.

langsam beginnen sich die eiswürfel

nicht mehr wohlzufühlen
machen sich rar und verdünnen
den eh schon viel zu schwachen drink
und - je weniger in meinem glas schwimmen
dieses unendlich getönte glas
um so einfacher fühle ich mich
um so einsamer
erst du und dann auch noch ein eiswürfel nach dem anderen                                    nach dem anderen
bis mir zum schluß nur noch der schnaps bleibt
diese unendlich braune brühe
und die dröhnung die mir für ein paar stunden
das vergessen möglich macht
und mich wegtreiben läßt
wie strandgut wie die gezeiten
dieser unendlich lange strand
mal komme und dann gehe ich wieder
und doch beginne ich
an mir zu zweifeln
und noch einen schluck
das kalte zeug will mich fast zerreißen
meine zähne frieren mir wie meine seele
die ich jetzt nicht einfach hängenlassen kann
erst bist du gegangen und dann die eiswürfel
einer nach dem anderen verschwindet
und am ende bleibt nur das leere glas
und kaum mehr hoffnung als vorher
aber die zweifel an mir und der wunsch nach schlaf
nach viel viel ruhe und nie endendem schlaf

EINMAL NUR WEINEN
 
einmal
nur
möchte
ich
nicht
um
ein
mädchen
weinen

AUF DEM WEG ZU DIR

Aber du hast gesagt: Es ist das wahre Leben.
Und ich dachte an so etwas wie: Mondlandung.

Überall schwirrten UFO's herum
und irgendwie war mir wie morgens aufwachen.
Ein fader Geschmack auf der Zunge
und den Kopf klar, wie vor drei Jahren.

Weißt du noch damals...

Der Zündschlüssel ruft nach Erbarmen,
und das Vollgas kotzt sich über die
Fernverkehrsstraßen.
Bloß nicht schwach werden, bloß kein Fernverkehr.
Nahverkehr ist doch viel intensiver.

Die Brummis winken mir freundlich zu,
und ich fühle mich nicht wie zu Hause.
Die Straßen sind zu lang und irgendwo
stand ein Schild mit 130.
Wo soll das nur hinführen?

Die Sonne blendet mich
und meine Ray Ban Brille ist ihr Geld nicht wert.
Ich habe alles und will mehr.
Die Straßen sind endlos und nie am Ziel.
Der Kaffee ist die Krönung, und ich verstecke
mich hinter einem Zwangslächeln.

Wie lange ein Tag dauern kann.
Brand New Top Music aus dem Radio
und meine Gedanken sind schon am Ziel.
Nur ich noch auf dem Weg zu dir...

in den falten deiner welt

sammelt sich
der schmutz
den du dir abspülst
in regengesprächen

und wie in einem buch
kann man in
deinen händen lesen
die hilflos sich mir
entgegenstrecken

die hände zu greifen
die falten zu glätten
ist meine aufgabe
nach deinen
regengesprächen

Wir liegen uns ganz nah

Einen Herzschlag lang
hören wir zu atmen auf
um die wärmende Stille
der Haut zu spüren.
Einen Herzschlag lang.


ERLEBNIS
 
Töne umjubeln mein Gehörr
wie mit Pauken und mit Bechstein.
Die braunen Violinen streichen
sich durchs frischgewaschene Haar.
Die hohen Töne klingen wie Zellophan
und die tiefen jonglieren im Bauch.
Die Bläsergruppe greift mich an,
eine Flöte singt ihr leises Lied.
Eine gespannte Harfenmelodie
versucht mich durch ihren Klang
zur Ruhe zu bringen.
Es ist vergebens,
denn die Bilder einer Ausstellung
verwandeln sich in Schmetterlinge
und fliegen in allen Farben
quer durch meinen Kopf.
Musik durchdringt mich durch und durch,
und jetzt erst weiß ich:
Nichts ist vollkommener,
als ein Tautropfen auf einem Kleeblatt
um sechs Uhr achtundvierzig.

ES VERGEHT DIE ZEIT
 
aber ich habe es gesagt
und
     dieser garten ist kein PARADIES
und
kein apfel kann grüner sein
als der blick durch dein fenster
die
gartenlaube brökelt
läßt sich entkleiden
                     welcher akt
und
du und der apfel
                     in der hand
im sonnenliegestuhl
umgebt euch mit langeweile
und ich
habe es gesagt
aber du denkst dieser garten ist das
    PARADIES

VERGLEICH

Schon stehen
Schornsteine im Wind,
biegen sich nicht,
wie die Bäume,
denen der
Regen gut tun soll.

WEISST DU,
 
ich denke,du wirst
eines Morgens aufwachen
und feststellen,dass du geweint hast.
Du wirst dich an den Traum nicht erinnern.
Und du wirst merken,
daß keiner da war
der nachts wachliegt,
um dich aus diesen Träumen zu wecken.
Das keiner da war.

doch als deine worte mir dann sagten

es gibt nichts was dich noch hält
da war es als wenn ein dutzend
schwerer steine auf mich runterfällt


Und ich höre deine Stimme

wie aus einem fernen Land.
Rufe in der Stille,
such nach deiner Hand.

Und ich finde deinen Körper,
still liegt er nun da.
Aber nur ein schwaches Beben
nehm ich von ihm war.
Ich denk an deine Stimme
und das was grad geschah.

UND DAS IST GUT SO
 
dass die berührung deiner hand
mir immer noch eine gänsehaut
über den rücken jagt
so wie am allerersten tag
liegt nicht nur daran
dass ich seither nichts anderes gefühlt habe
keine andere hand mich so berührte
wie die deine
überhaupt berührte
und das ist gut so
denn ich weiß dass nur deine hand
mir solche schauer über die haut
gießen kann
wie ein regen der ins gesicht schlägt
und dabei lacht
ohne zu wissen was er damit anrichtet
deine hand nur macht mir solch gefühl
wie ein regenschauer
und das ist gut so

hab dich nie belogen

keine chance vertan
hab die wünsche dir erfüllt
war dein einzger untertan

hab die nacht dir seicht bereitet
leise still dich zugedeckt
das kein schauer dich erkältet
und kein laut dich jäh erweckt

hab den kaffee dir gezuckert
den toast dir warm geschmiert
hab geglaubt ich könnt dich halten
nie gedacht das man verliert

jetzt weiß ich es war nur teilzeit
jeder morgen ein gewinn
und ich bleib in meiner traumwelt
genau der gleiche der ich bin

DICH
 
Ich brauche da einen
Mit dem ich reden kann.
Mit dem ich fluchen kann,
Rauchen und Trinken.
Und ich brauche da einen,
Den ich festhalten kann.
Den ich streicheln kann,
Wenn ich es brauche.
Und den ich lieben kann,
Wenn wir es brauchen.
Für alles was ich tue
Brauche ich da einen.
Brauche ich dich.



JETZT BIST DU WEG

Jetzt, wo die Wohnung so leer ist,
merke ich erst, wie kalt es hier wird.
Wenn beim nächtlichen Mond du nicht bei mir bist
fühl ich mich ertrunken und verirrt.
In deinem Leben - all die Zeit.

Der Kaffeeersatz ist kein Halt für meine Nerven,
und schon gar kein Ersatz für dich.
Ich werd jedes Buch in die Ecke werfen,
ein ganz neues schreiben für dich.
Die Klinge schon schärfen für mich.

Jetzt bist du weg.
Wo bist du hin?
Konnte ich dich nicht halten?
Ein Muttermal ist nur ein Fleck.
Ich sehe einfach nicht hin.
Berg meine Tränen in Falten.

Die zu Tode erschreckten Rosen
lassen ihre Köpfe tief fallen.
Kann nicht mehr in den Spiegel sehen,
brauche dich, dich, dich, dich doch vor allen.
Hab es dir selten nur Recht gemacht.
Hab dich geliebt und ausgenutzt
am Tag manchmal und oft in der Nacht.

Doch jetzt bist du weg.
Wo bist du hin?
Konnte ich dich nicht halten?
Ein Muttermal ist nur ein Fleck
und ich berg meine Tränen in Falten.



das licht verlischt

die zeit vergeht
schlitten keuchen durch den schnee
flocken prallen an die beschlagenen scheiben
kälte will von draußen durch alle ritzen kriechen
schwer verhangen ist der himmel
schwach sendet der mond sein licht

die zeit vergeht uns ist warm
hitze steigt aus den federwolken
und beschlagene scheiben lassen
keine kälte zu uns rein

die zeit vergeht
irgendjemand beginnt vor der tür schnee zu schieben
die letzten flocken stürzen auf ihn
und er will sich nicht wehren
ihm ist kalt da draußen
die zeit vergeht
uns ist immer noch warm
leise beginnt für uns ein neuer wintertag

DAMALS
 
Als ich damals,
15 Jahre ist es jetzt schon her,
als erster Mensch
den Jupiter betrat und die Raumstation
weit über mir kreisen sah,
da waren meine ganzen Gedanken auf der Erde.
Viele Jahre sind vergangen, dachte ich
und jetzt bist du hier und der erste Mensch,
den nicht mal diese Entfernung von
der Erde trennen kann.

Jetzt fragst du mich,
an was ich noch denken musste.
An dich natürlich. Auch an Dich,
denn auch uns konnte diese Entfernung
nicht trennen.

Damals nicht und heute auch nicht.
Es macht keinen Unterschied,
wo man sich befindet.
Gedanken finden immer ihren Weg.
Damals und heute auch.

Knospen strecken sich zur Wärme,

aus einem Hauch wird wilder Sturm.
Was so lange wir nicht kannten,
breitet sich nun vor uns aus.

Und es steigen tausend Schwüre
durch ein Ohr in unsre Nacht
und was Münder sich nicht sagen,
fällt durch Hände in den Kopf.

Endlich wird es wieder Frühling.
Wärmend fasst das Herz sich selbst.
Und die Tage werden endlos,
wenn du in meiner Nähe bist.



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