Ruhe
die Jugend ist
schon abgefahren
was bleibt ist
alterndes Delirium
in den noch
bleibnen Jahren
Ein
schleppender siechender Gang
und ganz sicher
auf das Ende zu
Die Grube ist
schon ausgehoben
Ich hoff dort
find ich endlich Ruh
Ruhe vor den
dunklen Träumen
die mein
Seelenheil zerrieben
Ruhe vor den
geilen Lüsten
Die mich immer
vorwärts trieben
Ruhe vor den
vielen Brüsten
die ich halten
durfte in der Zeit
Ruhe vor so
vielen Augen
die mich sahen
groß und weit
Ruhe vor
verschwitzten Tagen
nicht zu wissen
wo führt´s hin
Ruhe finde ich
wohl nur
wenn ich in der
Erde bin
04.11.02
Trauerarbeit
Du leistest
deine schwere Trauerarbeit,
obwohl ich noch
nicht gestorben bin,
und ich frag
mich allen Ernstes:
Führst du mich
nun dort hin?
Führst du mich
auf die dunkle Seite?
Oder ist sie
hell? Wer weiß das schon?
Ich wünschte du
kämst mit mir.
Sagte ich das
schon?
Sagte ich dir
auch, das ohne dich
Das Leben
sinnlos ist und leer?
Erinnerst du
dich noch an unsre Schwüre?
Es scheint du
weißt davon nichts mehr.
Wir schworen
uns Treue bis in das Grab!
Die Liebe
sollte ewig dauern.
Statt dessen
trennten sich die Wege
Und wir üben
uns im ehrlich trauern.
Ich halte mich
an meinen Schwur:
Ich bin dir
treu bis in mein Grab.
Und kannst du
mich auch nicht begleiten
So weiß ich
doch das ich dich hab.
04.11.02
Spielverlaufsbericht
du machtest
meinen kopf zu
einem spielball
der immer
wieder in die ecke ging
ein strafstoss
nur im spiel des lebens
und
platzverweis als zeitvertreib
die letzte rote
karte haben wir
erst viel zu
spät gesehen
und mit
gesengtem haupt
den tränen nah
müssen wir vom
spielfeld gehen
05.11.02
Wenn ich einen Strick hätte
Wenn ich einen
Strick hätte
dann könnte ich
einen filigranen Knoten knüpfen
und mich aus
dieser Scheiße ziehen
Ich könnte mich
aber auch
aus der Scheiße
ziehen
Wie auch immer
es kommt aufs
Gleiche raus
06.11.02
Du warst der Brandbeschleuniger in meinem Bett
Du warst der
Brandbeschleuniger in meinem Bett,
das lodernde
Feuer das meinen Körper fraß.
Du warst der
Waldbrand meiner Seele,
das Streichholz
das der leise Tod vergaß.
Du warst der
Rauch der mich erstickte,
der meine
Lungen eisern schnürte.
Du warst der Kopfschuss
aus der Nähe,
den ich schon
im Fallen nicht mehr spürte.
Du warst der
Rest den ich mir gab,
das letzte was
ich sah auf dieser Welt.
Und sei es
drum: Kopf hoch!
Auch wenn man
langsam glühn´d verfällt.
06.11.02
Gegen die Schreie
die schreie aus
deinem magen
die hinauf
hallen
bis in deinen
schädel
dieser resonanzraum der angst
diese höhle des nichts wissen
dieser lehrraum der besinnung
diese schreie
sind die hände
die nach mir
greifen
ohne das du es
wirklich verstehst
sie sind der
halt
den deine
schläfen suchen
sie suchen die
hände
die sie
streicheln
gegen den schmerz
gegen die schreie
26.11.2002
Mich
du siehst ihn
du triffst ihn
und deine augen
werfen
feuchtigkeit aus
deine stimme
belegt sich
mit einer
schicht
aus ängstlicher
ungewissheit
und bevor du
zerfließt in ratlosigkeit
im hin und her
gerissen sein
erbrichst du
diese schicht
und deine
stimme klärt sich
deine augen
trocknen
und du sagst
was du willst
mich
26.11.2002
er ist da
ein leichentuch
deckt uns zu
durchtränkt von
dem hass
der in mir
schlägt
mich aufwühlt
dich zum reden
bringt
durchtränkt
von dem wissen
das andere
hände deinen körper
berührten
andere augen
diese formen sahen
und wie tief
ich auch sinke
er ist da
er ist zwischen
uns
und
dieses tuch ist
durchtränkt
von seiner
anwesenheit
ein leichentuch
deckt uns zu
mir ist warm
schlag das tuch
zur seite
26.11.2002
Der Klang meiner Küsse
mein körper
sucht die nähe deines körpers
so wie ein
junger vogel die wärme im nest sucht
meine augen
wollen sich ausruhen
in den achselhöhlen
deines lebens
meine sinne
wollen deine düfte atmen
und dir viel
näher sein als irgendwann einmal
meine hände
wollen über deine landschaft streichen
und alles
entdecken
was im alltag
schon vergessen wurde
sie wollen dich
neu entdecken
und sie wollen
dich halten
fester als es
meine worte können
und alle
schwüre sind nichts wert
gegen den klang
meiner küsse
auf deiner
wasseroberfläche
dem bach der
leidenschaft
26.11.2002
halte dagegen
es ist nicht
die angst
die in meinen
gedärmen wütet
es ist die unwissenheit
die dummheit
der gedanken
die mir zu den
ohren rauskommen
und über die
zunge
und dich so
doch erreichen
und damit ins
rollen bringen
was fest
gewachsen schien
halte deine
gedanken dagegen
und blockiere
die lawine
die den berg
unserer liebe
abzutragen
droht
halte dagegen
und wir werden
neuen schnee
auf unseren berg
schneien lassen
werden die
lawine festigen
so das sie
nicht ins rutschen kommt
halte dagegen
26.11.2002
Das Herz schlägt weiter
Das Kammerflimmern
unserer Beziehung
kann kein Stromstoß
wieder
in den ruhigen
Fluss
der Sinuskurven
bringen,
kein EKG kann
Gewissheit sein.
Und immer
wieder leuchtet die
Rote
„Alles-Zu-Spät“-Lampe,
die Ärzte
bemühen sich,
aber der
unregelmäßige Rhythmus bleibt.
Wir werden
nicht mehr ganz gesund
Und ein Bypass
leitet nur um.
Aber wir leben!
Und das Herz
unserer Beziehung
Schlägt weiter,
ab und an mit
Kammerflimmern,
aber ein
Stromstoß kann es
halbwegs
beruhigen.
Hauptsache es
schlägt weiter.
26.11.2002
Fragen
Nimmt man im
roten Meer ein Blutbad?
Und ist das
tote Meer an Herzinfarkt gestorben?
Gibt es in der
Wanne einen Rettungsring?
Und bin ich
obendrein schon alt geworden?
Bin ich ergraut
und merk es nicht?
Mach ich mir zu
viele Sorgen?
Schreibe ich
zuviel Gedichte?
Sind alle Worte
schon verbraucht?
Ist das meine
Lebenslaufgeschichte?
Hab ich zuviel
im Strom der Zeit gewagt?
Hab ich, wann
immer es mir nötig schien,
das richtige
gesagt, das richtige getan?
Stell ich zu
viele Fragen an mich selbst?
Fragen, deren
Antwort keiner weiß?
Oder sind die
Fragen längst beantwortet?
Seh ich den
Wald vor Bäumen nicht?
Ich werd sie
weiter stellen immer fort,
vielleicht
bekomm ich einmal Antwort.
26.11.2002
der atem leise
ich hab da
diesen ring
an dem du
ziehst
an dem du
hängst
und die
erregung wächst in dir
bis du dich in
leidenschaft verfängst
bis du dich
hingibst
deiner lust
der feuchten
warmen weichen
und wir im
uferlosem ringen
das ufer dann
erreichen
der ring liegt
still
das blut läuft
ruhig
der atem leise
die küsse
schmecken etwas sauer
nach dieser waghalsigen
reise
26.11.2002
deine küsse brannten mir
deine küsse
brannten mir
wunden in mein
schwaches fleisch
und deine art
sich aufzubäumen
machte meine
seele weich
28.11.2002
Ein Wanddurchbruch
ein
Wanddurchbruch
nicht größer
als ein Kinderherz
und flutet mit
Licht
das düstere Zimmer
meiner röchelnden Tage
und flutet mit
wohliger Wärme
meine Füße
die in
Frostbeulen stecken
in Frostbeulen
und an der
Heizung erfroren sind
und an dünnen Fäden
an meinen Knöcheln hängen
Schaben
dicke braune
Schaben
(das Licht von
hinten macht ihnen einen
Heiligenschein)
stecken
neugierig ihre Fühler
durch die
Öffnung
und dann auch
in die Öffnungen
meines Körpers
denn ich bin
eingewoben
in ein dichtes
Netz von Fantasien
die mich in
dieses Zimmer drängten
mich Kerzenwachs
auf
meine Genitalien
tropfen ließen
mich fast
erstickten
die Schaben in
mir
werden
durch mich
dicker und
brauner
und mit dem
letzten Atemzug
dem
letzten
Wimpernschlag
sehe ich in das
licht
hinter diesem
Wanddurchbruch
13.07.2003
Abrisshaus
das große Etwas
nie gesehen
nur gespürt
das es da ist
im
goldbemalten
Abrisshaus
meiner Tage
den Ofen einheizen
und Kohlen nachlegen
Kohlen
verdienen
Farben
nachkaufen
dem
großen Etwas
einen Altar
darmalen und beten
Pizza zum
Abendmahl
und
drei Hektoliter
Koka Kola
Koka oder Kola
pflanzen
dem Himmel ein
Stück näher
immer dichter
dran
am Weltgeschehen
ohne
Sattelitenschüssel
ohne
Wohnungsschlüssel
und
ohne Sinn und Verstand
verständlich
das die Tage
auch im Ofen
verbrennen könnten
ich würds nicht
merken
alles übermalt
alles überlogen
überzogen
mit Glanz mit
Lack mit langer Weile
die Pizza ist
kalt
die Gäste
gegangen
die Kola
getrunken
und das
Abrisshaus neigt sich langsam nach links
im Staub
zerfällt dieser Tag
so wie der
Nächste
und Übernächste
und
Überübernächste
...
14.07.2003
Vergangene Zeiten
Die Wellen
erbrechen sich
ans Ufer
und in ihrem
Inhalt
finden sich die
Artefakte
längst
vergangener
Zeiten
Hörgeräte
tauber Buckelwale,
Gehhilfen der
quirligen Delfine,
Bruchbänder der
Flusskrebse
und
Anti-Parkinson-Pillen von
Zitterrochen.
Vergangene
Zeiten.
Nur in der
Schwimmtherapie
liegt die
Heilung von allem Übel!
Geheilt!
Die Wellen sind
geglättet
und nichts
verpfuscht den Sand
mit
Erbrochenem.
Außer ich
Kotzbrocken.
15.07.2003
Er ist hohl
Er ist hohl.
Hohl, wie ein
Bambusrohr.
Er wartet.
Darauf,
das er dich
trifft.
Er trifft dich.
Du füllst ihn.
Mit deiner
Liebe.
Mehr
und immer mehr.
Bis sie ihm bis zum Hals steht,
bis sie ihm zu den Ohren rauskommt.
Er ist voll.
Voll mit deiner
Liebe.
Er wird
an ihr ersticken.
15.07.2003
Schlüssel
In meinen
schwächsten Stunden,
wenn ich den
Schlüssel
für das Ende
schon in der Hand halte,
krieche ich zum
Kreuze
und muss
enttäuscht feststellen,
das es nur zwei
aufeinandergenagelte Holzbretter
sind.
Aber immerhin
habe ich auf
dem Weg dahin
den Schlüssel verloren.
15.07.2003
Jahr am Meer
Wenn das hier
erst das Ufer ist,
wie weit muss
ich dann laufen
um den Boden zu
verlieren,
um endlich zu
ersaufen?
Wann steht das
Wasser mir am Hals?
Wann krieg ich
keine Luft mehr?
Wann geht der
nächste Tag zu Ende
in diesem Jahr
am Meer?
Muss ich alle
großen, grauen Wale
beim wahren
Namen kennen?
Und macht es
wirklich keinen Sinn
ins brennende
Haus zu rennen?
Macht es Spaß
sich auszuziehen,
bis auf die
blanken Knochen,
das Süppchen
auszulöffeln,
das wir uns
täglich kochen?
Wenn das hier
erst das Ufer ist,
sind es nur ein
paar Schritte.
Die Sonne sinkt
am Horizont
mitten in des
Jahres Mitte.
Ein paar kurze
Schritte weiter
und mir wird
alles klar erklärt.
Alles macht
jetzt endlich Sinn
und niemand ist
verkehrt.
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