Gedichte 2004 / 2007 - Erinnerung an einen Winter



„Ach, der Liebe süßes Elend
Und der Liebe bittre Lust
Schleicht sich wieder, himmlisch quälend,
In die kaum genesne Brust.“



Heinrich Heine aus „Ach, ich sehne mich nach Tränen“

2004 … 2007



Dein schmales Lächeln
lässt den Fluss vibrieren.
Dein zarter Fuß die Wellen teilt.
Türkis sind deine Hüften eingefangen.

Das Wasser glättet deine Locken.
Du gleitest in den Fluss hinab.
Treibst mit dem Strom in Morgenröten.
Ich steh am Ufer seh dir nach.



Wenn ich
mich    an dich anlehne
            an dir stütze
dann
ist einen Flügelschlag lang
der Lufthauch
zu spüren
der mich zu dir zieht

einen Augenblick lang
das Band das uns bindet



Ein Seil unter den Himmel spannen.
Flocken aus Vergangenheit daran hängen.
Blinzelnd auf dem Rücken liegen
und daran vorbei schauen.



Höhlt ewige Träne
den rostenden Stahl
dann hält die Konstruktion aus Trauer nicht stand
die uns wie ein dichter Panzer umgibt
uns Schutz
und Wehr
zu geben
scheint

Höhlt ewige Träne den rostenden Stahl
dann wird
ein Riss entstehen
ein Abfluss
und wir haben Hoffnung
nicht in den Tränen
zu ertrinken



die glänzenden Stiefel fest geschnürt
die Sinne klar und ein Ziel gesetzt
ein tiefer Atemzug im Augenblick
das Tor zur Arena öffnet sich jetzt



sieben kurze Schritte musst du gehen
von dir fort von dieser Welt
an sieben Tagen wird es dann geschehen
das Aufgebot ist schon bestellt



genau dieser kurze Moment
in dem sich der Wind unter
die weinenden Blätter schiebt
die den Herbst beschreiben
ist Glück

für die Blätter




Rekeln sich die Nacht aus dem Fell
Jaulen dem Tag entgegen
Und legen sich wieder
Auf die faule Haut
Mit knirschenden Zähnen
Und Sehnsucht nach Wärme
Im Kopf



Stehen die Worte die wir uns nicht sagen.
Stehen die Schmerzen die wir ertragen.
Stehen die Wege die wir wohl gehen.
Steht leise und klein: Auf Wiedersehen.



diese Hand an der Hüfte
ist schwer zu ertragen
man möchte wohl hingehen
und kann doch nicht fragen



du entfernst dich
von mir
ich sehe dir nach
wie weit liegt
die Zeit schon zurück
wie weit
schon der Tag
ich bleibe
nur stehen
sehe dir nach



Schattenspiel der Liebeskörper
Licht durchflutet diesen Tag
Bis Mondschein unsre Kräfte raubt
Ist alles schon gesagt



Ein Sprung in der Scheibe
Ein Knick in der Optik
Die Ansicht verschoben
Das Leben im Licht

Hinterm Spiegel der Stunden
Versucht zu verstecken
Bis Licht auf mich trifft
Der Tag sich mir gibt



Schlamm besudelt angespült
An den kalten Rand des Tages
Trocknend noch den Hauch gespürt
Du nur weißt ich wag es



In der Manufaktur meiner Träume
wurde mein Eisen geschmiedet
und
hinter den Nebelschleiern
die sich unter diesen Morgen schieben
wartet das Lächeln des Tages
auf mich
wie rostfreier Stahl
und ich geh in den Regen



Flüssiges Herzklopfen
tropft in diesen Abend,
fängt sich zwischen unseren Blicken
und bringt unter uns
das Fass zum Überlaufen,
in dem der Morgen,
mit uns, ertrinken wird.



Alkohol hält mich ewig jung
Dünger für die grauen Zellen
Die wie ein Dschungel ergrünen
Ein Durchkommen ist nicht möglich



In der Regenrinne des Abends
Schwimmen die Stunden leeren Lebens
Glänzend aber nicht aus Gold
Im Strudel des Mondscheins wimmernd
Sehnen sie sich nach der Nacht
Die die Wasser trocknet
Die Stunden zur Ruhe bringt
Nicht mehr schwimmend
Die Stunden zu füllen mit den Träumen der Nacht
Bis am Morgen wieder
Wasser den Rinnstein des Tages flutet



Regentaumel Niemandsland
Heiße Flüsse still verbrannt
Morgenlicht im Aug gesehen
Kann nicht bleiben muss nun gehen



Ich fange etwas an
Mit mir
Sehe an mir hinunter
Und sehe die Tage
Voller Einsamkeit
Stille und Hunger
Ich fange etwas an
Mit mir
Und vergesse die Regeln
Des Spiels
Renne um das Spielfeld
Und fange etwas an
Mit mir
Stehe auf dem Kopf
Und sehe an mir
Hinauf
Ich sehe die Jahre
Die wie wirr um mich lagern
Und die sich eingegraben haben
Als Lachfalten
Und Speckrollen
Dennoch
Ich fange etwas an
Mit mir
Und nehm mich
So wie ich geworden bin
Und fange etwas an mit mir
Weil ich gespannt bin
Was noch aus mir werden wird
Ich bleibe bei mir



In dieser engen schroffen Landenge
Hier ganz kurz vor dem Nordpol
Dem Höhepunkt der Welt entgegen
Ist mein Boot fest eingefroren

Von den hohen schroffen Fjorden halt
Mein leiser kläglich stiller Hilferuf
Gen Himmel und gen Hölle
Und nichts als graue Eiswüste
Steht um mich herum gescharrt

Kein winzig warmer Sonnenstrahl
Der das Eis zu Wasser macht
Kein Boot zu sehen weit und breit
Und ich bin ganz verlassen hier

Auf dem langen Weg zum Höhepunkt der Welt
Der mir versperrt ist immer noch
Auf unabsehbare Zeit auf Ewigkeit
Geht mir langsam die Hoffnung aus



Der graue Trauerflor liegt um den Tag
Ein Schatten nur in meinem Leben
Und egal was ich nun wag und sag
Du musst es mir ja doch vergeben

Du musst mir deine Hand nun reichen
Ganz nahe musst du mir jetzt sein
Denn stellt das Leben heute seine Weichen
Kann ich nur ganz bescheiden sein

Kann mich nur dem Schicksal fügen
Auf die letzte Stunde geh ich zu
Nie mehr Leben nie mehr Lügen
Endlich find ich meine Ruh



Wenn langsam der Tag aus den Armen der Nacht schleicht
Wenn sanft die Sonne die Wolken vertreibt
Wenn du dich wohlig zu mir herumdrehst
Und deine Augen öffnest
mit einem Lächeln auf deinen Lippen
Wenn dieser Morgen einmal kommen wird
Dann werde ich dich immer bei mir haben



Der Sommer ist vorbei
Aschfahle Nebelspuren
Braungebrannt in Herbstalleen
Legen sich auf Sonntagmorgenanekdoten
Halten fest am letzten warmen Sonnenlicht
Noch nicht bereit den Tag zu grüßen
Der ihnen ein zu Hause war

Der Sommer ist vorbei
Und er geht um die Ecke des Winterhauses
Zieht sich den Mantel fester zu
Und lässt uns im Morgenniesel stehen

Einfach so
als wär er niemals
da
gewesen



Die wenigen Gedanken werden immer kürzer
Promillenebel verschleiern jedes Wort
Den ersten Satz beim zweiten schon vergessen
Durstig aufgebrochen in das Schreiben
Das große Wasser schon vor Augen
Verloren auf der Durststrecke des Lebens



Bei uns wurde eine Straße renoviert.
Neu geteert sagt man auch.
Ich bin also los um im frischen Teer
meine Spuren zu hinterlassen.
Was auch gelang:
Eine lange Spur zog sich durch den weichen Teer.

MEINE Spuren sollen bleiben!

Sie blieben bis kurz nach der Frühstückspause.

Und alles was von meinen Spuren
am Ende meines Lebens bleiben wird
ist die ausgeblichene Kopie
der Strafanzeige wegen Sachbeschädigung.



Schreiben ist harte Arbeit.
Schwere Arbeit!
Auslaugende Arbeit.
Und nicht etwa ein staatlich geförderter und unterforderter
Ein-Euro-Job.
Nein, schreiben ist richtige Arbeit.
Die gut gemacht sein will.
Reklamationen und Qualitätsmängel können nicht anerkannt werden.
Keine Rücknahmegarantie, nach unbeschlossenem EU-Recht.
Alles muss gut gemacht sein.
Gute Arbeit, gutes Gewissen, gutes Geld!
Ruhe sanft nach Feierabend.
Und weil Schreiben so unglaublich ungeahnt schwere Arbeit ist –
körperlich wie geistig -
muss ich mich jetzt erstmal für ein Jahr ausruhen.
Uff.



Ja, ja sie lachen, wenn sie mich sehen:
Die Hälfte des Lebens habe ich hinter mir.
Oder vor mir.
Das ist Ansichtssache.
Aber Pickel habe ich noch wie ein 16jähriger.
Ja, ja.
Die Haare werden grauer.
Das ist ein Zeichen von Weisheit.
Und die Geheimratsecken sind nur ein Hinweis auf einen überhohen Hormonüberdruck.
Ja, ja.
So ist das, wenn man alt wird.
Aber ansonsten bin ich noch völlig in Ordnung.
Sehr gut in Schuss.
Kein Wunder bei der guten Pflege die man mir angedeihen lässt.
Als wäre ich ein 16jähriger der sein ganzes Leben noch vor sich hat.
Dabei habe ich nur noch eine Hälfte vor mir.
Und die Andere bereits hinter mir –
wovon ein 16jähriger nur träumen kann.
Träumen kann er auch von meinen silbernen Haaren, die mich schon als 25jähriger für Frauen unwiderstehlich sein ließen.
Sechsäpiel nennt man das.
Und wenn ich auch schon auf die 67 zugehe und damit auf die Rente,
so bleibe ich doch tief in meinem Herzen:
ein ewig junger Rock and Roller.
Ja, ja.


2007



Leise sacht und unerträglich
Rieselt Sand in meine Zeit
Sobald ich auf Erlösung hoffe
Ist sie unerträglich weit



Wie Schatten gleich in Nebelschluchten
Liegen deine Wege deine Fluchten
Fade scheint ein Licht hinüber
Bleib nicht stehn geh nur vorüber

Dreh dich nicht um sieh nicht zurück
Renn wenn es sein muss auch ein Stück
Denn heller wird das Licht am Ende sein
Jetzt ists nicht viel mehr als schwacher Schein

Und wenn du auf der flachen Lichtung stehst
Im Nebel deine Kreise drehst
Weiche nicht zurück auf deinem Weg
Dein Schatten hat ihn weggeweht



Der Adler hält die Flügel breiter
Gleitet stolz durch dieses Tal
Beim nächsten Flug ist er gescheiter
Hält die Maus beim ersten Mal



Für S.

Du bist das ständig leise Murmeln
Das ich nachts nicht schlafen kann
Bist das Rauschen in den Träumen
Starker Regen dann und wann

Du bist das stete Ticken meiner Sanduhr
Das mir endlich meine Ruhe stiehlt
Bist die Brandung meines Ufers
Das Wasser das mir um die Füße spült

Du bist das leise Flüstern meiner Stunden
Dein Augenaufschlag laut wie Donnergrollen
Und durch die Stille unsrer Unruh
Können Laut und Leise zueinander wollen



Für S.

Ganz leise rührst du meine Seele an
Hauchdünn dein Atem mich berührt
Ganz sachte nur dein Blick in meinem
Klammheimlich hast du mich verführt



Wenn ich einfach zu dir finden könnte
Deine Spuren wären meine
Deine Hand weist mir die Wege
Die ich nicht kenne aber meine

Deine Worte wären mein Gebot
Was du willst würd ich für dich tun
Egal was du von mir verlangst
Ich werd nicht rasten und nicht ruhn



Jetzt da es wirklich kalt geworden ist
wenn Frost auf meiner Seele liegt
wärmt mich dein zartes Lächeln
und wird dein Blick zum Sonnenstrahl
der frühlingsleicht in meinen Tag mir fällt

Seit du in meinem engen Blickfeld bist
mir auffällst immer öfter immer wieder
spür ich ständig deine unglaubliche Schönheit
die mich einhüllt in die schönsten Träume
die aber ungeträumt zu bleiben sind
wenn ich nicht zu mir selber stehe

Wenn ich nicht einfach auf mein Herz nur höre
ach pfeif ich doch auf den Verstand
einfach mache was ich will und sollte
dann wird ein Teil des Lebens kühl und ungelebt
wieder mal an mir vorüber gehen

Also geh ich jetzt und fang dein Lächeln
egal was wird egal was kommt
Ich werde einfach ehrlich dir begegnen
das Herz offen in der Hand
dann kann alles schon passieren

Und fühlst du ähnlich magst du mich
dann wird dein Blick zum Sonnenstrahl
der sommerwarm mein Herz erwärmt



Wieder ein Tag
Lieblos vergangen
Wieder gehadert
Wolken verhangen

Wieder nicht da
Am richtigen Ort
Wie immer zu spät
Du warst schon fort

Ein Blick hinterher
Wehendes Haar
Kaum zu glauben
Wie feige ich war



Langsam spüre ich
Wie deine Hand mir die Wirbelsäule hinunter streicht
Wie sie langsam um meine Hüfte nach vorn gleitet
Wie sie meinen Bauch berührt
Und wie wir uns nahe sind
Wie wir unsere Nacktheit begreifen
Und uns treiben lassen
Auf eine Reise in ein Land das du nur vom Hören kennst
Nimm meine Hand
Und ich führe dich durchs Labyrinth



Du stehst oben auf der Treppe zur Glückseligkeit
Der Aufstieg ist schwer der Weg ist noch weit
Doch ich kriech jede Stufe zu dir hinauf
Du schaust zu mir runter und ich zu dir rauf
Und wenn ich bei dir bin ganz oben am Ziel
Dann geb mir ich bitt dich der Küsse recht viel
Und halt meine schwachen Glieder gestützt
Bin ich erst bei Kräften bin ich´s der dich schützt
Der dich stets behütet vor Feinden und Sturm
Der dich ständig bewacht im Elfenbeinturm
Ich speer dich ins Herz ein für immer und jetzt
Sollte dir das zu viel sein hab ich mich verschätzt



Es ist der Tag der dich nicht ruhen lässt
Die Nacht die dir den Schlaf nicht gibt
Deine Gedanken kreisen hin und her
Seit es mich für dich gibt



Zu sehr seelenverwandt
Treffen wir uns nächtlich
Auf den dunklen Gängen unsrer Wege
Umkreisen schnaufend einander
Zum Kampf schon bereit
Und fallen in Arme aus Staub

Die uns nicht tragen
Die uns nicht halten

Und unsre Waffen sind Wolken
Morgentau und Donnergrollen
Wir tun uns nicht weh
Wir wollen nur drohen
Und verletzen uns doch
Wenn unsre Wege
Sich wieder trennen



Für S.

Du bis zu schön zu leicht für mich
Zu jung und zu zerbrechlich
Selbst meine leisesten Gedanken
Berühren dich unmerklich

Du bist so gänzlich tiefe Zartheit
Voller Glanz zwar doch mit Sorgen
Wenn meine Hand dich halten kann
Dann bist du sicher und geborgen

Dann würde ich dich weiter tragen
Durch alle Sommertageszeiten
Dir allzeit nicht ein warmes Lager nur
Nein viele tausende bereiten



Wird ein junges Mädchen einmal zu mir sagen:
„Oh nein, geh fort von mir - du bist zu alt.“
Dann mag man mich in schwere Ketten schlagen,
dann such ich meine Altersstarrsinnstraurigkeit.

Dann werd ich nur noch Frauen über vierzig frein
Wirklich passieren kann mir dann ja nichts:
Denn ich werd jeden Tag ein wenig jünger sein
Und am Ende nicht gerichtet – sondern wohl: Gerettet!



Jetzt wieder hast du mich zu Tränen gerührt
Der schwere Stein ist lauthals ins rollen gebracht
Und unbewegt ganz sachte nur ganz sacht
Haben wir den späten Anstoß wohl gespürt

Jetzt geht er heftig durch die stärksten Wände
Räumt auf und ab reißt alles um sich mit
Wir rennen davon aber halten nicht Schritt
Wenn wir uns mühen vielleicht unsre Hände

So sehr wir es wollen können nicht aufhalten
Was uns stetig weiter voneinander treibt
Denn wenn nur einer von uns auf der Strecke bleibt
Dann bleibt alles Wohlbedachte doch beim Alten

Und so rennen wir weiter weinen und beten
Werfen uns mutig und stolz vor diesen Stein
Wenn schon dann zusammen und nicht allein
Wir stürzen weinen beten schreien und treten

Und dann dicht an dicht wieder den Tränen so nah
Der Stein über uns liegt ruhig jetzt und still
Deine Hand müde in meiner und wohin ich auch will
Ich bleibe wegen dir immer wieder mit dir da



Der Schritt ging zu weit
Es war schon zu viel
Zu hoch war der Einsatz
Und verloren das Spiel

Gescheitert geknickt
Den Kopf in der Schlinge
Wie ein Tod auf Raten
Harren die Dinge

Die jetzt wohl kommen
Die mich vertreiben
Ich muss mich verstecken
Und wollte doch bleiben



Möchte zu gern wissen wer mir diese Zeilen schrieb
Wen habe ich so tief getroffen
Das ich in seinen Träumen blieb
In seinem Wünschen seinem Hoffen

Wer nur schrieb mir diese schönen Zeilen
Welche Zeichen hab ich übersehn
Hätt ich könn mit dir verweilen
Wärs vielleicht um mich geschehn

Wer nur bist du möcht ich fragen
Neugier brennt sich in mich ein
Und es könnt nach diesen Tagen
Eine kleine Antwort nötig sein



Ich werde dir
Alles hinterlassen

Alle Briefe
Alle Texte

Verbrenne sie
Wenn du es für richtig hältst
Lese sie
Wenn du weiter willst
Als ich es je zuließ
Verstehe sie
Wenn du in meine Seele willst

Verstehe sie
Wenn du mich verstehen willst

Denn ich verstehe mich nicht mehr



Ich lasse mir
Deinen Namen
Unter meine Haut
Direkt ins Fleisch
Tätowieren
So das die Buchstaben
Wenn schräg die Sonne darauf scheint
Leicht hindurch schimmern
Denn du bist nur da
Wo auch das Licht ist
Und so kann ich deinen Namen
Lesen
Wenn der Tag lichtdurchflutet ist
So wie du



Langsam lässt die neue Nacht sich nieder
Auf des alten Tages schwachen Schultern
Ein tiefes Seufzen unter schweren Lidern
Eine traurige Abendsonne zeigt sich wieder

Leise flüsternd und betörend drückt die Nacht
Den sterbenden Abend in die schwarzen Kissen
Ein kurzer kalter Windstoß wischt die Tränen weg
Bis aus tiefer Nacht voller Kraft der Morgen erwacht

Es streckt der junge Morgen seine weiten Arme
Dem Tag der draußen wartet vor die Brust
Und dann öffnen sich die Augen dieses Tages
Blicken ungestüm ins Sonnlicht ins warme



Ja es hebt sich deine junge Brust
Wenn meine Hände deinen Nacken fassen
Sie erwecken in dir diese Lust
Dich in meine Arme falln zu lassen

Es beschleunigt sich dein Blut
Wenn meine Hände deine Brüste greifen
Es braucht nur ein wenig Mut
Die Frucht ist gut sie muss nicht reifen

So schick ich mich zur Ernte an
Pflücke lustvoll deine satten roten Beeren
Du hältst stundenlang den Atem an
So lässt deine Schönheit sich von mir verehren



Es zieht sich mir
Alles zusammen
Der Magen krampft
Und die Eingeweide
Beginnen in mir hinauf
Zu kriechen

Wenn es gehen würde
Würde ich mich selber
Auskotzen
Um mich vor mir selber
Nicht ekeln zu müssen

Aber
Es geht nicht



Ich schlage mir
Die Augen aus dem Kopf
Um das Elend
In mir
Nicht sehen zu müssen

Du siehst mich nicht an

Sagst du

Und ich schneide mir
Die Zunge aus der Mundhöhle
Um dir nicht antworten

Zu müssen



Jetzt
Wo du mich
Verlassen hast
Wo die Tage
Wieder
Meinem Rhythmus folgen
Kann ich beginnen
Die Bibliothek
Meines Lebens
Neu
Zu ordnen

Nach meinen
Wünschen



Dein nimmermüdes
Lächeln
Dein wolkenloses
Freundlichsein
Dein universumstarkes
Lachen

Lassen mich neben dir
Verglühen
Wie einen Satellit
Der keine
Signale mehr
Senden kann



Der Bahnhof
Nur ein Zwischenlager
Für unheilbaren
Seelenschrott

Die Gleise
Nur ein Ruhekissen
Für das Gespräch
Mit Gott



Ich denke an dich
Denke daran was du jetzt grade denkst
Vielleicht ist dieses
Leichte Stechen im Herz
Der Beweis dafür
Das unsere Gedanken
Sich genau in diesem Moment
Irgendwo treffen
Auf dem Weg
Zueinander



An der Bar der zerbrochenen Herzen
Ein paar Hocker sind noch frei
Zwischen den Worten und Gesten
Fliegen ein paar Schwächen vorbei

Und der Hund jault und jammert
Man bekommt ein Streicheleinheitsgefühl
Doch der Hocker zwischen ihm und ihr
Bleibt bis zum Morgengrauen kühl



Das lange Warten
Dehnt sich aus
Zu einem Vakuum
Die Luft zum Atmen
Wird mir knapp
Ich ziehe mich zusammen
Verschwinde in mir selbst
Bis ich mit einem
Leisen Pfeifen
In mir selber
Aufgelöst
Bin



Der Stolz ist gestrauchelt
Angestoßen auf seiner Bahn
Und schweigend zieht der bleierne Samurai
Sein glänzendes Schwert

Aber er kann sich nicht bewegen
Kann nicht von sich fort
Sein Stolz lässt ihn angewurzelt

Und sein Schwert kann das Ziel nicht berühren
So sehr er sich auch streckt
Der Treffer seines Gegners
Lässt den Stolz austaumeln
Bis er still steht



Für S.

Dein langes waldrandfeuchtes Haar
Straßenköterfarben und
Genauso wild und unzähmbar
Fällt in rauen Wogen über mein Gesicht
Und für einen
Kuss langen Augenblick
Bist du
Das Licht das mich blendet
Und das mich beruhigt die Augen
Schließen lässt



Wenn ich jetzt endlich
Nach einem langen Tag
Meinen Kopf in tiefe Kissen drücke
Meinen schlaffen Körper
Ächzend auf das Laken wälze
Wenn dann mein Herz
Den Takt der Nacht
Aufnimmt und ruhig weiterschlägt
Und die verworrensten Gedanken
In den dunklen Träumebrunnen steigen
Dann erscheint auf der Oberfläche
Dein Bild aus warmen Tiefen
Hältst deine Hand schützend über mich
Auf meinem Weg durch die Nacht
Und deine Augen leuchten mir
Durch die Träume der Unruh
Bringen mich trockenen Fußes
An das Ufer der Nacht
Und schauen mir tränenvoll hinterher
Wenn meine Sorgenträume
Aus dem durchschwitzten Brunnen steigen
Weil vor meinem zugefrorenen Fenster
Die Wolken die Sonne preisgeben



Der mädchenhafte Schnee schimmert lindgrün
Unter einer dicken Schicht aus Orangenschalen
Und die mitleidvoll erfrorenen Eisblumen
Singen das ewig gleiche Lied der inneren Kälte

Wärme ich mich an den letzten braunen Zweigen
Des ausgebrannten Baumes der Sehnsucht
Entflammt wieder ein Feuer in mir zum Himmel
Und nicht ein winziger Grashalm kann es ersticken

Vergrabe ich meine Hände hinter dem Haus
Kann nichts meinen Blick mehr verdunkeln
Ich muss in diesen Entscheidungstopf sehen
Und Dampf steigt mir in jede Pore meiner Haut

Diese Hitze nicht zu ertragen ist keine Schande
Denn der junge Schnee wird tauen und einfließen
In meine Erinnerungen die ich nicht aufgeben kann
Erinnerungen an einen Winter der sonnenwarmen Liebe

An einen viel zu kurzen Winter mit dir mein Herz
Das schneller schlug als ich es ertragen konnte
Und das jetzt noch immer als Echo aus der Ferne
In und unter mein ausgekühltes Bewusstsein dringt

Aber der schneeweiße Schnee schimmert noch immer
Und meine Hände sind noch begraben hinterm Haus
Nur du bist für mich nicht mehr die Frühlingsblüherin
Die den Schnee und mich mit sich erwärmte



Das Schneegestöber
In meinem Kopf
Heute morgen
War nicht weniger
Undurchsichtig
Wie das vor meinem Fenster
Kam nun doch
Nach kurzem Frühlingshauch
Die Kälte in mein Herz
Gekrochen
Hat nun doch jegliches Leben
In mir eingehüllt
In eine dichte Schneedecke
Die weder ich noch die Sonne
Durchdringen kann
Ich werde einschneien
Einfrieren und
Langsam
Wird mein Blut
Zu Eiskristallen
Die mich von innen
Zerschneiden
Und ich werde zugrunde gehen
Am Schneegestöber
Mit dem heute morgen
Alles begann



Wie leer
Muss ein Leben
Gewesen sein
Wenn man am Ende
Auf die Frage
Was würdest du anders machen
Mit
Alles
Antworten muss



Ich warte
Auf dieses kleine Zeichen
Von dir

Vielleicht
Ein Augenzwinkern
Ein Lächeln
Oder
Ein Fingerzucken
Oder
Ein einziges kurzes Wort

Oh küss mich endlich

Gib mir dieses Zeichen
Damit ich es mit unruhigem Gewissen
Falsch deuten kann
Um dann in meiner
Schamhaften Schändlichkeit
In Einsamkeit
Verkrochen zu sein

Aber gib mir dieses Zeichen
Und
Küsse mich endlich



Wenn ich zurückblicke
Auf mein bisheriges Leben
Mit geneigtem Kopf
Und einer Träne am Ohrring
Dann stelle ich fest
Wie nah doch Freude und Leid
Beieinander liegen
Viel näher
Als es jede Floskel je behaupten könnte

So eng beieinander
Dass mir manchmal
Der Zwischenraum
Zum Leben fehlte

Das liegt so nah
Das ich manchmal nicht atmen konnte
Das ich mitunter vergaß
Das ich selber ja auch noch da bin
Das ich mich selber vergaß

Wenn ich so zurückblicke
Sehe ich die kleinen Zwischenräume nicht
Zu schmal die Spalten
Meines eigenen Lebens
Zu dünn die Streifen meiner Träume
Kein Spielraum für Fantasie
Leid und Freude Freude und Leid

So eng beieinander
Dass mir manchmal
Der Zwischenraum
Zum Leben fehlte



Wenn du deine Wünsche
Nicht in Worte kleiden kannst
Deine Sehnsucht dich erdrückt
Und deine Lippen fest verschlossen sind
Dann schließe deine Augen
Und träume deine Liebe

Und vielleicht erwachst du eines Morgens
Und neben dir lieg schlafend ich
Dann hat sich jeder Wunsch wortlos erfüllt
Und deine Lippen fragen träum ich



Für S.

Spring lachend in dies Abenteuer
Ich halte dir den Rücken frei
An meiner Seite wird dir nichts geschehn
Komme was wolle sei es wies sei

Ich helf dir über wilde Felder
Sammle Stroh damit du liegen magst
Bewach das rote Feuer über Nacht
Und hoffe still das du es wagst

Das du an meiner Hand gehalten
Ein Stück der Einsamkeit verlierst
Die uns beide so umfangen hält
Das du bei mir nicht frierst



So hoch die lauten Feuerwellen schlagen
Wie steil das Ufer auf der Flucht hier steht
Nun musst du mich wohl doch ertragen
Als den der langsam mit dir untergeht

Der mit dir durch die grauen Meere fließt
Den hungrigen Haien in den Rachen speit
Der klamm gewordenes Treibgut sammelt
Und mit dir tagelang am Strand verweilt

Der wohl ein dürftiges Lager für dich baut
Aus Wurzelholz und welkem Palmenlaub
Den Sonnengott anbetet dich als Opfer bringt
Und der den so leichten Schlaf dir raubt

Es wird nicht lange dauern
Bis man uns vermisst
Viel länger wird es brauchen
Bis man uns vergisst



Was wirst du jetzt wohl sagen
Wenn mein Herz dir vor den Füßen liegt
Wenn ich mich vor dir in Streifen schneide
Und vor dir zerfleisch was wenig wiegt

Dann wirst du mich mit andren Augen sehen
Du wolltest immer das ich mich offenbar
Jetzt lieg ich vor dir in den Einzelteilen
Es ist der Tag auf den nicht zu hoffen war

Ich werd mich obduzieren
Jede Faser fein getrennt
Alles abgewogen und vermessen
Neues was man so nicht kennt

Werde mich und alles gründlichst untersuchen
Auf Hämatome Würgemale Stiche Gift
Damit ich endlich reine Klarheit habe
Über das Ende das mich grade trifft

Lieg ich dann vor dir auf dem Boden
Das Blut kriecht langsam auf dich zu
Stell ich fest ich bin durch dich gestorben
Raffiniert und typisch weiblich so wie du

In den Dokumenten wird dann stehen
Er musste mit gebrochnem Herzen gehen





































Anmerkung:

Alle Texte sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet, unterliegen also keinem anderen Ordnungsprinzip.

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