Gedichte 2001 - Meine Seele macht einen Strip



voyeur



ich bin ein Voyeur
das ergötzen am leid anderer
die sucht nach sexuellen Perversionen
fernab der Gefahr selber einbezogen zu werden
geht durch mich wie ein Rausch
wie ein Orgasmus der sinne
die Ejakulation des Gehirns

ein Schädeltrauma aus Blut und Lust
Abartigkeit und Hassliebe
begleitet meine suche nach dem Sinn
allen Lebens

der Hang zur Gewalt ohne selber Opfer zu sein
zur sadistischen Ader
die mir immer mehr und mehr Blut in mein Herz pumpt
es zum rasen bringt und mich in Ekstase

die Sehnsucht nach der perfekten Perversion
auf dem weg zum perfekten perversen
aber fernab der Gefahr
selber Opfer zu sein 


vor allem


ihre langen lang behaarten Beine
umschlangen meinen Hals
so das ich bei geschlossenen Augen
das Gefühl hatte
ringsherum wäre mir ein Pelzkragen gewachsen

ein herrliches Gefühl

vor allem im Winter
einen wärmenden          Kragen
                        zu         tragen




weg


durch gestürzte
götterspeisen
grabe ich
meinen schritt
und tritt
mir nicht auf die
götter
weisen mir
gutgemeinte ratschläge
den weg
durch die grüne masse



folter


morbider seelen zufluchtsort
blutrauschtriefend sinnentleert
mit jedem schritt dem abgrund nah
gequält gepfählt und tränenschwer
die messer reiben knochen brechen
blut läuft ab und sammelt sich
in großen lachen spiegelt dort
der feuerzangen glutgericht



woher


Die Wucht meiner Schläge,
unter denen sich
die Schädeldecke öffnete,
überraschte mich.
Woher kam diese Kraft,
dieser Hass,
diese Lust –
die ich nie zuvor
so entladen konnte?



nicht umsonst


Hilflos wird der Tag nun enden
Und mit dem Tag da geh auch ich.
Wird alles sich zum Guten wenden
War kein Tag umsonst für mich.

Ich hab geliebt und hab gelitten,
Mich aufgeopfert bis zum Schluss,
Den letzten Weg nun auch beschritten
Und weiß das ich nun gehen muß.

Und seh ich dann von oben
Auf dein und meiner Freund Leid
- - -
Ich weiß bescheid, ich weiß bescheid.



meine innere turmuhr



Meine innere Turmuhr
heftet ihre Zeigeraugen
an den Flug der Zugvögel
über mir.
Und mit jedem ihrer Flügelschläge
schlägt auch mein Herz schneller
und meine Zeit vergeht
wie im Flug.



abgelaufen


Die Zeit ist
Abgelaufen.

Ein kleiner Haufen
Sand
Unter dem Loch
Der Sand-
Uhr.

Ein kleiner Haufen
Leben.

Mein
Leben.



über nacht



Aufgebrachte Stimmung bis tief unter das Hirn,
du bietest mir Paroli, ich biet dir die Stirn.
Haben wir es nötig uns so zu drangsaliern´?
Wollen wir einander wirklich noch verliern´?
Alles klingt nach Hoffnung nur ich hör noch den Schrei.
Brach denn unsre Liebe über Nacht entzwei?



eigene wege


Du trägst die Augen geschlossen,
schwarze Brillanten im Haar.
Warum wir beide uns mögen
war auf einmal nicht mehr klar.
Auf einmal nicht mehr wirklich,
hast es voraus gesehn´
auch das wir beide gemeinsam
eigene Wege gehn´.



galerie der not


Sie Tragen Schuld in den Augen.
Die Welt steht Kopf – ist glasklar.
All die zu irgendwas taugen
sind am Ende nicht da.

Sie sammeln sich an den Stränden.
So wie der Unrat des Glücks.
Die Wellen werfen den Glauben
ans nackte Ufer zurück.

            Ich sehe Bilder in der Galerie.
            Der Galerie der Not.
            Die, die hier zu sehen sind
            sind längst tot.
            Sind längst tot.

Es hängen Bilder an den Wänden,
der Galerie der Not.
Alle die hier mal enden,
war´n schon zu Lebzeiten tot.

Ich find mein Bild in den Reihen.
Aschfahl, geknickt und uralt.
All mein glauben an hoffen
wird augenblicklich eiskalt.

            Ich sehe Bilder in der Galerie.
            Der Galerie der Not.
            Die, die hier zu sehen sind
            sind längst tot.
            Sind längst tot.

Sind längst tot.
Sind längst tot.


ich liebe


deine augen
weil du durch sie
mich siehst
so siehst
wie ich bin


unsichtbar


gleich hellem leinen
liegt dies wort
auf meiner brust
und jedes
heben
jedes senken
jeder atemzug
der mich noch nährt
lässt es höher kriechen
tiefer
bis in mein hirn hinein



sterben


ist dies wort
jetzt der augenblick
ruhig atme ich noch ein
beruhigt wieder aus
und unter hellem leinen
schließt sich dann



wie köstlich sind die knospen,


wie süßlich dieser duft.
wie habe ich gesehnt,
wie habe ich gehofft!
zu fassen einmal nur diese frucht –
zu kosten einmal nur diesen nektar.



DIE SCHLACHT


Siehst du den schmalen Silberstreifen
dort, weit am Horizont?
Weißt du was ich vermute?
Dort hinten steht die Front!

Sie kommt mit schnellen Schritten
in meine Festungsruh.
Jetzt stehst du nicht mehr vor mir,
nein, hinter mir stehst du.

Hältst mir frei den Rücken
in dieser schweren Schlacht.
Vom lauten Kampfgetümmel
bin ich heut aufgewacht.

Sie kämpfen nur mit Worten
gegen Sucht und Alltagswahn
und wollen mir beweisen
das ich noch anders kann.

Sie zucken ihre Zungen.
Wie Schlangen – schnell und scharf.
Ich suche mich zu winden,
auch wenn ich es nicht darf.

Dann liege ich am Boden
die Kehle zugeschnürt
und nie zuvor hab ich
deine Nähe so gespürt.

Du hilfst mir auf die Beine,
die Front zieht über mich hinweg.
Nimm mich jetzt an die Hände
und zeig mir dein Versteck.








EMPOR


die erde rieselt leise
das holz ist längst geschafft
ich fühl den weg nach oben
nur die luft wird mir jetzt knapp

die nägel sind gebrochen
das blut quilt schon hervor
ich fühle schon die sonne
und grabe mich empor

zwei meter unter tage
habt ihr mir einst verbracht
gehofft das ich nicht rauskomm
das habt ihr euch gedacht

schon falln die letzten krümel
in mein erdenes gesicht
ich ringe schwer nach atem
aber seh der sonne licht



ich trage meine haare


kurzgeschoren wie im knast.
heißt das ich habe
meine einweisung verpasst?

bin ich durch die mühlen des alltags
nur noch schrot und korn?
antworte ich wenn ich frage:
ich beginne wieder von vorn?



er steht hier im garten


und er kann sie nicht sehn
ihm ist nicht nach warten
und erst recht nicht nach gehn

er weint in die hände
in den tiefen taschen der nacht
er starrt an die wände
und es scheint das er lacht





pochender kopfschmerz


tränen im arm
einsam im herzen
im geiste doch warm
verhangene fenster
die kugel im lauf
ich nehme die klagen
wohlwollend
in kauf




spinnweben gleich netze


die sonne sieht zu
aus den wolken hinunter
auf mich nur schaust du

wirfst deine pfeile
in regen verpackt
siehst zu wie ich eile
willst mich zerhackt

ich laufe und falle
stürze ins licht
getroffen von pfeilen
zerfällt mein gesicht

zerfällt auch mein körper
eine lache aus blut
du lachst in den wolken
murmelst so ist es gut

dann steigst du hinunter
meinen kopf in der hand
bedeckst meine augen
mit feinem weißen sand

spinnweben gleich netze
gefangen in dir
du lachst aus den wolken
ich liege vor dir




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